06849 - Proserpinus proserpina - Nachtkerzenschwärmer - Dokumentation/Monografie

Weltweit sind etwa 1.200 Schwärmer-Arten bekannt. In Europa leben 40 und in Mitteleuropa 21 Arten.

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06849 - Proserpinus proserpina - Nachtkerzenschwärmer - Dokumentation/Monografie

Beitragvon Artengalerie » 9. Mär 2021, 20:37







Fotograf:
Jürgen Fischer (AGFID723)
Bildtitel:
Proserpinus proserpina - Nachtkerzenschwärmer
Aufnahmeland:
Deutschland
Bundesland:
Bayern
vorgefundener Lebensraum:
Naturgarten
Anmerkungen des Autors:
Eine These hat mich kürzlich im Netz beeindruckt:
Würden alle Deutschen ihre Gärten nachhaltig und ökologisch orientiert bewirtschaften, so hätten wir auf einen Schlag die doppelte Fläche an Naturschutzgebieten.
Da diese Gärten ja auch vielerorts miteinander vernetzt sind, wäre das ein wahnsinnig wertvoller Beitrag zur Schaffung von Lebensräumen im Kampf gegen das Insekten - und Artensterben.
Leider ist das die graue Theorie, denn viele Gartenbesitzer leisten hier absolut kontraproduktive Arbeit:
- Der Pestizideinsatz in deutschen Gärten geht, was die Kosten angeht, in die Millionen, selbst Glyphosate werden mit viel Elan verspritzt.
- Neumodische Arbeitsgeräte ersparen die eigene Ausseinandersetzung mit den Geschöpfen im Garten, das übernehmen Mähroboter, Kreiselmäher mit Mulchfunktion, Laubsauger und letztlich vernichtet auch das forcierte Anlegen von Steingärten viele potenzielle Lebensräume.
- Aus alter Tradition werden nach wie vor viele Gärten vor dem Winter "aufgeräumt", als ginge es darum sein Wohnzimmer sauber zu halten. Ein Wahnsinn, wenn man bedenkt, wieviele Überwinterungsmöglichkeiten den Insekten und anderen Wirbellosen abhanden kommen.

Ein Garten der ökologisch bewirtschaftet wird schafft Strukturen und damit Lebensräume für eine möglichst hohe Artenvielfalt.

Unter dem Aspekt möchte ich ein paar Beispiele in kleinen Dokus vorstellen, die zeigen, dass Artenvielfalt im Garten kein Hexenwerk ist. Dabei geht es nicht (ausschließlich) um geschützte Arten, es zählt jede Art, die Art die heute noch häufig ist kann morgen schon vom Aussterben bedroht sein.
Meine erste Doku unter dem Gesichtspunkt war die Doku über den Biber, der bei mir auf dem Grundstück wütet und über dessen Aktionen ich mich sehr freue, auch wenn mittlerweile einige Bäume in meiner Fläche liegen und auch liegen bleiben.

Heute möchte ich ein paar Bilder aus 2020 zeigen die einen hübschen und selten beobachteten Nachtfalter vorstellen, nämlich den Nachtkerzenschwärmer.

Die Bildinfos wie immer in den Bildanlagen.
Aufnahmedatum:
2020


Beitragsersteller: Jürgen Fischer (AGEID723)
Dateianhänge
Bild 1:

Ende Mai 2020 stolperte ich zufällig auf meiner Auenbrache über einen frisch geschlüpften Nachtkerzenschwärmer. Ich war überrascht, weil ich die Art vorher noch nie live gesehen hatte, und auch erfreut, weil die Art durchaus als etwas Besonderes bezeichnet werden kann.
Nachtkerzenschwärmer 1.jpg (178.92 KiB) 1716 mal betrachtet
Nachtkerzenschwärmer 1.jpg
Bild 2:

Proserpinus proserpina, wie der Nachtkerzenschwärmer auf schlau heißt, ist europarechtlich streng geschützt. Er unterliegt der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU (FFH), Anhang IV und ist damit streng zu schützende Arten von gemeinschaftlichem Interesse. Nur wenige Falter werden in dieser Kategorie geführt. Dabei ist die Art nicht unbedingt sehr selten, sie wird aber selten gefunden. Entscheidend für den hohen Schutzstatus ist, dass die Habitate der Falter meist in vom Menschen beeinflussten Gebieten liegen. Die Gefährdung ist von daher enorm und häufig ist auch das Überdauern in solchen Flächen nur auf wenige Vegetationsperioden beschränkt.
Logisch, dass ich da nur ein paar Aufnahmen von oben und von der Seite machte, der Fundort blieb ansonsten unberührt. Hier geht Schutz und Vorsicht auf jeden Fall vor Bildqualität.
Nachtkerzenschwärmer 2.jpg (143.27 KiB) 1716 mal betrachtet
Nachtkerzenschwärmer 2.jpg
Bild 3 zeigt nun eine Suchszene. Ich hoffte darauf, dass der Falter, wenn er schon auf meiner Wiese schlüpft, vielleicht auch ein paar Eier ablegen würde, und so fing ich an ab Anfang Juli regelmäßig die potenziellen Futterpflanzen der Raupen abzusuchen. Wer findet die Raupe?
Nachtkerzenschwärmer 3.jpg (363.5 KiB) 1716 mal betrachtet
Nachtkerzenschwärmer 3.jpg
Bild 4:

Wie so oft bei Nachtfaltern sehen die Raupen in verschiedenen Entwicklungsphasen sehr unterschiedlich aus. Die Frühen Stadien des Nachtkerzenschwärmers sind grün und erinnern etwas Zitronenfalterraupen oder die des Aurorafalters. Ich fand die Raupen ausschließlich auf Weidenröschen, die in meiner Brache vermehrt aufkommen.
Nachtkerzenschwärmer 4.jpg (121.49 KiB) 1716 mal betrachtet
Nachtkerzenschwärmer 4.jpg
Bild 5:

Die Raupe hat ihr erstes Stadium überstanden und war gerade aus der Raupenhaut geschlüpft. Die abgestreifte Haut hängt noch über ihr. Die Färbung ist schon etwas dunkler und Zeichnungselemente, gerade über den Stigmen, werden sichtbar.
Nachtkerzenschwärmer 5.jpg (114.64 KiB) 1716 mal betrachtet
Nachtkerzenschwärmer 5.jpg
Bild 6:

nach wenigen Stunden ist die frische Raupe ausgehärtet und schaut schon deutlich verändert aus. Danach beginnt sie schnell wieder mit der Nahrungsaufnahme.
Nachtkerzenschwärmer 6.jpg (134.87 KiB) 1716 mal betrachtet
Nachtkerzenschwärmer 6.jpg
Bild 7+8 zeigt sie nun bei der Nahrungsaufnahme, gefressen werden die Blättchen des weidenröschens, aber auch Blüten werden gefressen. Die beiden Bilder zeigen unterschiedliche Stadien.
Wer das für Schwärmerraupen typische und obligatorische Analhörnchen vermisst, hat recht, das letzte Bild soll die erklärung liefern.
Nachtkerzenschwärmer 7.jpg (168.33 KiB) 1716 mal betrachtet
Nachtkerzenschwärmer 7.jpg
Wie Bild 7
Nachtkerzenschwärmer 8.jpg (121.23 KiB) 1716 mal betrachtet
Nachtkerzenschwärmer 8.jpg
Bild 9 zeigt, dass das Analhorn bei dieser Art nicht nur stark reduziert wurde, es wurde gänzlich ersetzt, durch einen kleinen Knopf, der als Augenmimikry gedeutet wird. Dieser Knopf ist ein gutes Merkmal beim Auffinden einer Raupe des Nachtkerzenschwärmers.
Übrigens findet man die Raupen fast ausschließlich an Weidenröschen, Nachtkerzen, wie der Name vermuten lässt, werden nur selten belegt und gefressen.
Nachtkerzenschwärmer 9.jpg (164.05 KiB) 1716 mal betrachtet
Nachtkerzenschwärmer 9.jpg
Zuletzt geändert von Gabi Buschmann am 19. Jan 2022, 16:06, insgesamt 12-mal geändert.

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