Der Medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis)

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Werner Buschmann
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Beitragvon Werner Buschmann » 2. Mai 2016, 08:39

Der Medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis)
Der Medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis) gehört in Deutschland zu den seltenen Arten. Neben akuten Sammelaktionen
im letzten Jahrhundert für medizinische Zwecke (Name!), welche die natürlichen Bestände drastisch reduzierten, ist heutzutage
vor allem der Lebensraumverlust eine der Hauptgefährdungsursachen. Der Medizinische Blutegel bevorzugt sich schnell
erwärmende, in der Regel daher flache und sonnige Gewässer mit geringem Nährstoffgehalt und krautigem Bewuchs. Sehr wichtig
ist zudem eine möglichst ausgeprägte Laichaktivität von Kröten oder Braunfröschen im Frühjahr. Entgegen älterer Berichte, die
die Notwenigkeit von Säugerblut für eine erfolgreiche Fortpflanzung der Egel annahmen, geht man heute davon
aus, dass in vielen Egelpopulationen Amphibien die wichtigste und nicht selten einzige Nahrungsquelle darstellen.

Die medizinischen Blutegel erwachen im Frühjahr aus ihrer Winterruhe, die sie am Grund des Sees verbracht haben und schwimmen umher.
Sie spüren ihre Beute über Schwingungen auf, die sich durch das Wasser weit verbreiten. Bewegt man sich längere Zeit an
einer Stelle am Ufer, so kann es schon mal vorkommern, dass plötzlich ein Egel ans Land gekrochen
kommt, um sich der Quelle der Schwingungen zu nähern. So können sie theoretisch auch Säuger an Land aufspüren. Viel mehr
Schwingungsradau veranstaltet aber eine Horde von paarungswütigen Amphibien im Wasser. Das dürfte die Hauptfresszeit der
Egel sein. Mit einer sättigenden Mahlzeit kann ein erwachsener Blutegel im Ernstfall 1-2 Jahre überdauern. Um satt zu werden
müssen sie aber sicherlich mehrere Frösche oder Kröten attackieren, denn oft kann man die typische und recht erfolgreiche
Abwehrreaktion der Amphibien beobachten. Dazu verlassen sie fluchtartig das Wasser und versuchen mit den Beinen den
Parasiten abzustreifen. In der Regel verläuft eine Egelattacke für den Wirt glimpflich. Nur wenn sie in einer Saison mehrfach von
Egeln angezapft werden oder die Opfer noch sehr klein sind können sie unter Umständen bis zum Tode geschwächt werden. Die
jungen Egel haben es hingegen eher auf die Kaulquappen etwas später im Jahr abgesehen. Für diese endet der Zwischenfall tödlich.
Erst nach bis zu 5 Jahren sind die Egel ausgewachsen. Sie sind zwittrig. Im Spätsommer suchen sie das Land knapp oberhalb der
Wasserlinie auf um bis zu 5 Kokons mit je etwa einem Duzend Eiern abzulegen. I.d.R schlüpfen die jungen Egel noch vor dem Winter
und sehen im günstigsten Fall einer Lebensspanne von bis weit über 20 Jahren entgegen.




Bild
Fotograf und Text von: Ajott

Zur vollständigen Blutegeldokumentation von Anja, bitte klicken!
Zuletzt geändert von Werner Buschmann am 2. Mai 2016, 09:51, insgesamt 8-mal geändert.
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