Mohn, defokussiert

Landschaftsfotos sowie Fotos aus Flora und Fauna, die keine Makrofotos sind, also einen Abbildungsmaßstab < 1:15 haben.
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LaLuz
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Mohn, defokussiert

Beitragvon LaLuz » 19. Dez 2016, 23:41

Hallo in die Runde,

Klatschmohn, die Pflanze des Jahres 2017, kaum mehr natürlich wachsend. Eher da, wo es Kohle gibt für Acker-Randstreifenprogramm o.ä. Dabei ist dies ein Wesen, das Künstler zutiefst beeinflusst, das Assoziationen zulässt. Genau unter diesen Aspekten zeige ich hier eine defokussierte Aufnahme, der trotzdem sofort zu entnehmen ist, um welches Motiv es sich handelt.

Warum gerade heute? Als erstes hat sich mir ein strahlendes Lächeln tief eingeprägt. Von einem Menschen, der zu den Verlierern unserer Gesellschaft gehört. Er hat Päckchen entgegengenommen, die ich für die Notschlafstelle gemacht habe. Dieser Blick, diese stille Form von Dankbarkeit, dieses kurze Erkennen, dass man trotz seiner Lebenssituation geschätzt wird, das gibt mir - auch ohne Worte - unendlich viel. Und dann heute Abend die Nachrichten aus Berlin. Die Hektik der Medien. Spekulationen. Alle 2 - 5 Minuten Programmunterbrechungen im Radio. Es tut mir unendlich leid um die Menschen, die getötet oder verletzt wurden. Keiner von denen - mal abgesehen von evtl. Ausführenden - war auf so etwas eingestellt, hat sich das gewünscht. Wie wohl habe ich mich die paar Mal gefühlt, wenn ich dieses Jahr auf einem Weihnachtsmarkt war. Glühwein, lecker Backfisch, italienische Schmackos.... Kein Gedanke an so etwas.

Und ich denke und denke und denke - und komme zu dem Schluss, dass unserer Welt die Liebe fehlt. Liebe, die sich vielleicht an Worten festmacht. Sag einem ... in der S-Bahn "Ich hab Dich lieb". Er wird Dich erstaunt ansehen und sanft werden. Nimm einen ... im Fußballstadion in den Arm und sag ihm "Ich hab Dich lieb". Er wird sanft werden. Ja, es gibt unzählig viele Menschen, die dieses "Ich hab Dich lieb" seit langem nicht mehr gehört haben. Ich bin überzeugt, unsere Welt wäre eine andere, wenn dieses Manko ausgeglichen würde. Das hört sich schon wieder so sachlich an. Und so ist es nicht gemeint. Nicht sachlich. Emotional. Mohn, für mich eine Blume der Liebe. Hass kennt keine Blumen.

Euch allen eine schöne und bissl nachdenkliche Vorweihnachtswoche
Karin
Dateianhänge
Kamera: Canon 40D
Objektiv: EF 50/1,4
Belichtungszeit: 1/5000
Blende: 1,8
ISO: 100
Beleuchtung: AL
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG): RAW
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Hoehe): FF
Stativ: ohne
---------
Aufnahmedatum: 08.06.2015
Region/Ort: Großraum Zülpich
vorgefundener Lebensraum: eingesäter Acker neben NSG
Artenname: Klatschmohn
kNB
sonstiges:
IMG_4759.jpg (191.73 KiB) 395 mal betrachtet
IMG_4759.jpg
Lege Dir jeden Tag für Deine Sorgen eine halbe Stunde zurück. Und in dieser Zeit mache ein Schläfchen. Lao-Tse
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Mohn, defokussiert

Beitragvon ji-em » 20. Dez 2016, 07:51

Hoi zusammen,

Danke für deine Wörter, deine Gedanken, Karin.

Ich habe keine Wörter ... bin erschüttert und meine Gedanken sind
bei alle menschen die unter diese Tat leiden: Angehörigen der Getöteten,
bei den Verletzten, bei alle Menschen die von diese Tat schockiert sind
und nicht zuletzt bei alle Flüchtlinge die unter die Folgen dieser Tat noch leiden werden ...

Wieviel Hass muss noch zum Ausdruck gebracht werden bis es ein Ende findet ?

Trauriger Gruss,
Jean
Zuletzt geändert von ji-em am 20. Dez 2016, 13:04, insgesamt 1-mal geändert.
Vergleichen macht vieles klar ... ! :-)
Mein Kommentar wiederspiegelt nur meine momentane, bescheidene, persönliche Meinung.
Bitte, auf kein Fall, persönlich auffassen auch wenn ich mich irreführend mitgeteilt habe.
Ich lese lieber 2-3 aufrichtige, negative Kommentare ... als gar keine ! :-)
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Mohn, defokussiert

Beitragvon Gabi Buschmann » 20. Dez 2016, 12:12

Hallo, Karin,

danke für deinen Beitrag, der zum Nachdenken anregt.
"Ich hab dich lieb" - das war der Satz, den meine Mutter in den
letzten Jahren ihrer fortschreitenden Demenz ganz oft und ganz
vielen Menschen, auch unbekannten, sagte. Und du hast Recht,
er hat eine große Wirkung :-) .

Trotz Defokussierung ist dein Bild Mohn pur, Farben und Formen
sprechen eine eindeutige Sprache.
Liebe Grüße Gabi
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Mohn, defokussiert

Beitragvon Fietsche » 20. Dez 2016, 14:19

Hallo Karin,

du hast die richtigen Worte gefunden, danke dafür
denn selber finde ich auch keine zu diesem Terroakt.
Es ist ein Schock der mich trifft und mich sprachlos
macht.
LG. Fietsche :shock:

http://www.fietsche.fi
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Mohn, defokussiert

Beitragvon Hans.h » 21. Dez 2016, 18:05

Hallo Karin,

Tja, wenn das so einfach wäre....Der Mensch hat leider auch schlechte Eigenschaften und auch die Liebe
kann diese zum Leben erwecken.
Anscheinend ist die Menschheit zum Frieden nur in Ausnahmezeiten zwischen den Kriegen fähig.
Aber vielleicht ändert sich das ja irgendwann einmal..

Dein Bild gefällt mir sehr! Die Farben tun richtig gut in dieser trüben Zeit.

Hans. :)
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Mohn, defokussiert

Beitragvon Corela » 22. Dez 2016, 06:05

Hallo Karin,

danke für deine eindrucksvollen Worte.
Wir gehen alle sehr unterschiedlich mit diesem Schock um, trauern auf unterschiedliche Weise.
Aber ein Lächeln kann die Dunkelheit durchdringen.

Dein Bild gefällt mir sehr gut, es zeigt auch, wie einzigartig diese Blüte ist,
defokusiert und man erkennt sie doch.
lG
Conny


- hinfallen - aufstehen - Krönchen richten - weitergehen -

„Die Abende im Garten sind so schön, daß ich mich nicht entschließen konnte, mich an den Schreibtisch zu setzen“ – Max Liebermann, 1911.
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Mohn, defokussiert

Beitragvon schaubinio » 25. Dez 2016, 11:46

Hey Karin, Dein Text berührt. Er hat gleichzeitig eine
klare Message.

Liebe fängt in der Familie an. Eigendlich schon
bei uns selbst.

Ist man selbst nicht dazu bereit Liebe zu geben, wie soll man dann ein ganzes Volk ,
bzw. alle Menschen einen ?

Lasst uns bei uns selbst anfangen zu lieben, und wir werden sehen
das Liebe etwas ganz wundervolles ist.

Danke für Deine Gedanken die Du mit uns teilst.

Ich wünsche Dir ein friedvolles Weihnachtsfest und ganz viel Liebe :wink:

Dein Bild schaut toll aus, passend zu Deinen Gedanken.

Wenn auch alles schemenhaft erscheint, Deine Botschaft hingegen kommt
klar und deutlich bei uns an :DH: :DH:

Danke dafür :give_rose:
L.g Stefan, der mit dem -f-

Lebe deinen Traum und träume nicht dein Leben...



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Mohn, defokussiert

Beitragvon piper » 27. Dez 2016, 17:18

Hallo Karin,

Mohn gehört zu meinen Lieblingsblumen und ich bedaure sehr,
dass er immer seltener wird. In meiner Kindheit war es normal,
ihn zusammen mit Kornblumen zwischen dem Korn zu finden.
Jetzt sind die Felder alle steril :-(
Danke für deine nachdenklichen Worte, die sich unterschreibe!
Ich wünsche Dir alles Gute für das neue Jahr und das Du viel
zurückbekommst von der Liebe, die Du gibst.
Liebe Grüße Ute

Die Freude am Kleinen ist die schwierigste Freude, denn es gehört ein großes Herz dazu.
Rainer Maria Rilke
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Mohn, defokussiert

Beitragvon Werner Buschmann » 5. Jan 2017, 19:28

Hallo Karin,

ein schönes Bild, gefällt mir.
Deinen Worten kann ich nur zustimmen.

1. Korinther 13

Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, / hätte aber die Liebe nicht, / wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte / und alle Geheimnisse wüsste / und alle Erkenntnis hätte; / wenn ich alle Glaubenskraft besäße / und Berge damit versetzen könnte, / hätte aber die Liebe nicht, / wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte / und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, / hätte aber die Liebe nicht, / nützte es mir nichts.

Die Liebe ist langmütig, / die Liebe ist gütig. / Sie ereifert sich nicht, / sie prahlt nicht, / sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, / sucht nicht ihren Vorteil, / lässt sich nicht zum Zorn reizen, / trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, / sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, / glaubt alles, / hofft alles, / hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf. /

Prophetisches Reden hat ein Ende, / Zungenrede verstummt, / Erkenntnis vergeht. Denn Stückwerk ist unser Erkennen, / Stückwerk unser prophetisches Reden; wenn aber das Vollendete kommt, / vergeht alles Stückwerk. Als ich ein Kind war, / redete ich wie ein Kind, / dachte wie ein Kind / und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, / legte ich ab, was Kind an mir war. Jetzt schauen wir in einen Spiegel / und sehen nur rätselhafte Umrisse, / dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, / dann aber werde ich durch und durch erkennen, / so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; / doch am größten unter ihnen ist die Liebe.
________________
Liebe Grüße, passt auf Euch auf und vergesst das Lächeln nicht!
Werner
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Meine Sternebewertung beziehen meine Bewertung immer auf die Gesamtheit der
im Forum gezeigten Bilder.

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