Lebensraumtyp Acker- und Kulturland

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Lebensraumtyp Acker- und Kulturland

Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:17

Was zeichnet Acker- und Kulturland aus?
Acker- und Kulturland ist eine durch die bestehende aktive Bewirtschaftung des Menschen überprägte Landschaftsform. Typisch ist die Dominanz einer oder weniger Pflanzenarten, die auf einer mehr oder weniger großen Fläche angebaut werden, und so das Habitat wesentlich prägen. Ebenso sind regelmäßige Störungen durch den Menschen, häufig bis hin zur radikalen Zerstörung der gesamten Pflanzendecke, lebensraumprägend. Nicht selten greift der Mensch über zusätzliche Düngung auch wesentlich in die Nährstoffzusammensetzung der Böden ein.

Formen von Acker- und Kulturland
Zum Kulturland gehören nicht nur Äcker, auf denen Feldfrüchte wie Kartoffeln, Rüben, Hülsenfrüchte oder Getreidesorten angebaut werden. Auch Sonderbauformen, die sich dem Hopfen-, Wein- oder Obstanbau widmen, zählen in diese Kategorie. Ferner können je nach Definition auch Wälder, Weiden und Grünländer zur Futtergewinnung zum Kulturland gezählt werden. Hier sollen jedoch ausschließlich Flächen in den Fokus rücken, die exklusiv zur Gewinnung von pflanzlichen Nahrungsmitteln oder pflanzlichen Energierzeugern genutzt werden (die übrigen Lebensräume werden als Wald oder Grünland gesondert behandelt).

Leben in der Feldflur
Entgegen der ersten Intuition, wonach landwirtschaftlich genützte Flächen die Biodiversität gefährden, tragen Acker- und Kulturland zu einer großen Artenvielfalt bei. Wo sich ohne den menschlichen Einfluss vor allem Wälder erstrecken würden, entstand eine Vielzahl an unterschiedlichen Lebensräumen und Kleinhabitaten, von denen viele Licht und Wärme liebende Pflanzen und Tiere profitieren. Vielfach sind ganz natürliche Pflanzengesellschaften entstanden, die als Begleitflora verschiedener Kulturpflanzen gedeihen. Bis zu 270 Pflanzenarten gelten in Deutschland als sogenannte "Ackerunkräuter", siedeln sich also gerne zwischen den Kulturpflanzen an. Ein guter Teil dieser Segetalpflanzen stammen jedoch ursprünglich nicht aus Mitteleuropa, sondern wurde bereits mit den ersten Saaten hierher verschleppt. Einheimische Pflanzen, die von ihren natürlichen Waldstandorten auf die vom Menschen beeinflussten Lebensräume übersiedelten, nennt man Apophyten. Zu ihnen gehören Ackerkratzdistel (Cirsium arvense), Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) und Klettenlabkraut (Galium aparine). Viele Insektenarten werden durch eine reiche Flora angelockt.
Eine reichhaltige Vogelwelt, zu der unter anderem Kiebitz, Wachtel oder Kranich gehören, ist auf die Offenlandschaften der Felder als Brut- oder Rastgebiete angewiesen. Ebenso besiedelt eine Reihe von Säugetieren bevorzugt die Acker- und Kulturlandschaft. Einige von ihnen, wie Feldhase oder Feldhamster, tragen diese Vorliebe sogar in ihrem Namen.

Gefährdung und Schutz
Ironischerweise ist die größte Gefahr für viele Arten, die von der Nutzung der Landschaft durch den Menschen zunächst profitierten, die zunehmende Intensivierung der Bewirtschaftung. Durch den übermäßigen Einsatz von Düngern und Pestiziden werden viele Pflanzen und Tiere massiv zurückgedrängt. Die Optimierung der Erträge durch intensivere Nutzungsformen und Erntemaschinen bedroht vor allem Arten, deren Ernährungs- und Fortpflanzungsstrategien dadurch massiv beeinträchtig werden können. So fallen unzählige Nester von Bodenbrütern oder Jungsäuger regelmäßig der Landwirtschaft zum Opfer. Ziehende Vögel, die auf den abgeernteten Feldern im Herbst noch ausreichend Nahrung finden konnten, werden auf den mit modernster Technik sauber abgeernteten Stoppelfeldern heute kaum noch fündig.
Zum Schutz nicht nur der Biodiversität, sondern auch der nachhaltigen Fruchtbarkeit der landwirtschaftlichen Flächen ist der Ökolandbau dem konventionellen Landbau vorzuziehen. Gehölzstrukturen, Randstreifen und abgestimmte Erntetermine können zusätzlich helfen gezielt bestimmte Arten zu schützen.


Beitragsersteller: Ajott (AGEID6829)
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