Lebensraumtyp Grünland

Einführung - Berg-Mähwiese - Fettwiese - Feuchtwiese - Flachland-Mähwiese

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Lebensraumtyp Grünland

Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:17

Was ist ein Grünland?
Als Grünland bezeichnet man wiesenartige Habitate, die in aller Regel durch den Menschen landwirtschaftlich durch Mahd oder Beweidung genutzt werden oder wurden. Bis auf wenige Ausnahmen, die beispielsweise in regelmäßig überfluteten Flussauen, an Rändern von Mooren oder Sümpfen oder oberhalb der Baumgrenze im Gebirge gefunden werden können, handelt es sich also um Sekundärbiotope, die in Mitteleuropa nicht auf natürliche Weise entstanden sind. Man unterscheidet im engeren Sinne aktuell genutztes Grünland wie Weideländer, Mahdfluren und Wiesen von Grünländern im weitgefassteren Sinn, zu denen auch Feuchtgrünländer (Feuchtwiesen, Röhrichte, Salzwiesen, Großseggenriede) oder die in dieser Lebensraumübersicht gesondert behandelten Magerwiesen und Heiden gehören. Bezeichnend ist die Vorherrschaft krautiger Pflanzen wie verschiedene Gräser und Kräuter während Gehölze in der Regel nur vereinzelt oder randständig angetroffen werden (eine Übergangsform bilden zum Beispiel Streuobstwiesen). Dabei kann die Artenvielfalt und -zusammensetzung je nach Intensität der Nutzung, aber auch je nach der Ausprägung der Standortfaktoren, sehr verschieden sein.

Wie unterscheiden sich Grünländer voneinander?
Eine Möglichkeit der Unterscheidung von Grünländern wird auf Basis der Nutzungsintensität getroffen. Während intensiv genutzte, gedüngte und mindestens 3-mal im Jahr gemähte Flächen nur eine vergleichsweise geringe Artenzahl aufweisen, sind Extensivgrünländer häufig sehr reich an Pflanzen- und Tierarten. Oft zeichnen sich diese wertvollen Grünländer durch eine vielfältige Blütenpracht aus. Neben diesen beiden Formen kann auch das Biotopgrünland differenziert werden. Diese Flächen werden häufig vorrangig aufgrund naturschützerischer Ziele genutzt und weißen mitunter extrem hohe Artenzahlen auf.
Im Hinblick auf die Nutzungsform können weiterhin Dauergrünländer, Wechselgrünländer oder Grünlandbrachen unterschieden werden.

Was lebt im Grünland?
Aufgrund der Nutzung der Flächen siedeln sich hier hauptsächlich Pflanzenarten an, die mehr oder weniger tolerant gegenüber Fraß-, Schnitt- und Trittbelastung sind. Häufig sind das vor allem mehrjährige Pflanzen. Auf den Grünländern können in Deutschland mehr als 2000 höhere Pflanzenarten, und damit fast die Hälfte aller Arten hierzulande, entdeckt werden! Die nektarreichen Blüten locken eine Vielzahl an verschiedenen Käfern, Immen, Fliegen und Faltern an. Amphibien und Reptilien finden hier ebenso eine Heimat wie viele Säugetiere und Vogelarten.
Während Intensivgrünländer neben diversen Gräsern oft hauptsächlich durch Löwenzahn (Taraxacum), Schafgarbe (Achillea millefolium) oder Wegerichgewächse (Plantago) dominiert werden, gesellen sich in Extensivgrünländern beispielsweise Flockenblumen (Centaurea), diverse Doldenblütler, Bocksbart (Tragopogon), Witwenblumen (Knautia), Glockenblumen (Campanula), Wiesenknopf (Sanguisorba) oder Margeriten (Leucanthemum vulgare)hinzu. So kommen hier zum Beispiel auch nicht nur häufige Falterarten wie das Große Ochsenauge (Maniola jurtina) oder der Braune Waldvogel (Aphantopus hyperantus), sondern auch verschiedene Bläulinge, Schachbrettfalter (Melanargia galathea) oder Blutströpfchen (Zygaena) vor. Brutvögel des Offenlandes, wie Braunkehlchen, Bekassine oder Kiebitz, haben hier eine Chance, ihren Nachwuchs erfolgreich großzuziehen.

Gefährdung und Schutz
Während die Artenvielfalt des Grünlandes einerseits durch Übernutzung gefährdet werden kann, reduziert sie sich ebenso, wenn die Nutzung vollständig eingestellt wird. Grünland muss an den meisten Standorten in Deutschland und Mitteleuropa aktiv gepflegt und erhalten werden. Hierbei ist das Schutzziel entscheidend für die Art und Zeitpunkt der Pflegemaßnahmen. Während bestimmte Arten aufgrund ihrer Biologie von einem bestimmten Mähzeitpunkt profitieren, können andere gleichzeitig massiv geschädigt werden. Bestimmte Grünlandtypen wie seggen- und binsenreiche Nasswiesen oder Schwermetallrasen sind durch das Bundesnaturschutzgesetz (§ 30) sogar besonders geschützt.


Beitragsersteller: Ajott (AGEID6829)
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