Schmetterlinge im Flug fotografieren

Interessante Beobachtungen aus dem Leben unserer Makromotive oder unserer Naturmotive mit dokumentarischem Charakter
Steffen1978
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Schmetterlinge im Flug fotografieren

Beitragvon Steffen1978 » 19. Mär 2019, 01:29

Guten Abend zusammen,
nachdem ich im Winter sehr viele wunderbare Bilder (hier, aber auch an anderer Stelle) bewundern durfte, habe ich mich erst mal an der Drittel Regel und dem Goldenem Schnitt satt gesehen... Nicht, weil das nicht gut wäre... es ist gut oder sogar oftmal absolut klasse! Aber zu viel Klasse macht recht schnell Langeweile... Immer diese Stativ Makros, immer perfekt komponiert, immer perfekt in Szene gesetzt, immer perfektes Licht, immer alles so "komponiert/gestellt/optimiert". Ich mag gern auch mal nicht perfekt, zum Beispiel, wenn etwas nachvollziehbar lebt und dynamisch ist, also ein Insekt im Flug, mittig dargestellt, denn das Objekt steht im Mittelpunkt, und nicht der weichgespühlte Hintergund.... Das soll keine Kritik sein, sondern nur ein ganz kleiner Vorschlag: Ich mache 99% meiner Makros Freihand mit einem 150er Makro... wohl wissend, dass da niemals die Qualität rauskommen kann, die man mit Stativ und Ruhe komponieren könnte... aber, mache Motive haben keine Ruhe, da muss man schnell sein, und ich denke, auch wenn die Qualität nicht mithalten kann, es hat seinen eigenen Reiz.
Hier ein Bild von Brintesia circe (Weißer Waldportier) im Flug, eine Dame :-) Weibchen. Deutschland, Bayern, Niederbayern, Umgebung Riedenburg, 14.8.2017.

Mir gefällt das Bild - weil ich eine Dynamik sehe, die die ganzen "Frühaufsteher und dann schlafende Falter Knipser" so nie einfangen werden... (auch das ist keine Kritik, sondern eine Anregung!)
Schöne Grüße
Steffen

P.S.: Es ist mir klar, dass es kein gutes Foto im Sinne eines "guten Fotos" ist... es ist massiv beschnitten, es rauscht, es ist nicht scharf genug, aber mach mal ein Bild von B. circe im Flug... komponieren ist da nicht:-)
Dateianhänge
Kamera: NIKON D7200
Objektiv: 150mm
Belichtungszeit: 1/2500s
Blende: f/10
ISO: 500
Beleuchtung:
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG):
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Hoehe):
Stativ:
Infos zu Multishot-Techniken (z.B. Stack, HDR, Stitch):
---------
Aufnahmedatum: 14.08.2017
Region/Ort:
vorgefundener Lebensraum:
Artenname:
kNB
sonstiges:
DSC_1797.jpg (187.57 KiB) 269 mal betrachtet
DSC_1797.jpg
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Schmetterlinge im Flug fotografieren

Beitragvon Harald Esberger » 19. Mär 2019, 14:16

Hi Steffen

Steffen1978 hat geschrieben:
aber, mache Motive haben keine Ruhe, da muss man schnell sein, und ich denke, auch wenn die Qualität nicht mithalten kann, es hat seinen eigenen Reiz.



Da hast du recht, ich habe noch kein Bild von diesem Falter.


Steffen1978 hat geschrieben:
die man mit Stativ und Ruhe komponieren



Wie kommst du drauf das man zwangsläufig weil man gerne vom Stativ aus fotografiert, nie Freihand Bilder macht.

Ich mache das besonders im Frühjahr sehr häufig. Gerade war ich in Thailand, da war ausschliesslich Freihand angesagt.


Steffen1978 hat geschrieben:
Ich mache 99% meiner Makros Freihand mit einem 150er Makro... wohl wissend, dass da niemals die Qualität rauskommen kann
Mir gefällt das Bild - weil ich eine Dynamik sehe, die die ganzen "Frühaufsteher und dann schlafende Falter Knipser" so nie einfangen werden... (auch das ist keine Kritik, sondern eine Anregung!)



Das sehe ich anders, und das haben auch schon etliche Fotografen hier bewiesen.

Natürlich gibt es Motive wo es einfacher geht, und bei manchen geht es schwieriger.



VG Harald
Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: durch Nachdenken ist der edelste, durch Nachahmen der einfachste, durch Erfahrung der bitterste.

Konfuzius


ich freue mich wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.

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Schmetterlinge im Flug fotografieren

Beitragvon Freddie » 19. Mär 2019, 16:59

Hallo Steffen,

Freihandfotografie und Stativfotografie sind zwei Methoden, die jeweils Vor- und Nachteile haben.
Jeder muss das für sich abwägen, was für ihn wichtig ist.
Ich bin jemand, der beide Methoden anwendet, weil für bestimmte Situationen eine davon erfolgsversprechender ist.
Auf jeden Fall stimme ich dir zu, dass Fotografen, die nur statische Motive in Kältestarre fotografieren, auf manche sehr schöne Motive verzichten müssen.
Für mich sind dann Bilder, die besondere Szenen zeigen und schwierig abzulichten waren, auch die besonderen Highlights.
Und das müssen nicht unbedingt nur Schnappschüsse sein. Manchmal können auch solche Bilder toll gestaltet und technisch sehr sauber sein.
Aber wie gesagt, das muss jeder selber wissen, was und wie er fotografiert.
Meine Kritiken spiegeln nur meine persönliche Ansicht wider.
Sie sollen helfen, sind aber völlig unverbindlich und keinesfalls böse gemeint.
Alle hier von mir gezeigten Bilder dürfen ungefragt für die Artengalerie verwendet werden.
Liebe Grüße und allzeit Gut Licht, Friedhelm.

Hier könnt Ihr meine Homepage besuchen: http://freddies-makro-blog.blogspot.de/
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Schmetterlinge im Flug fotografieren

Beitragvon Ajott » 19. Mär 2019, 18:15

Moin Steffen,

aaah, da sprichst du ein zentrales Thema in meinen Fotografenalltag an.
Ich bin bekennender Freihand- und Tagfotograf. Ich habe mal ein Stativ besessen, dreimal ausprobiert und wieder verkauft. Ist einfach nicht mein Ding.

Gerade auch Insekten im Flug sind ein Motiv, an dem ich mich immer wieder gern versuche, z.B. hier, hier, hier und hier.
Schmetterlinge gehören bei dieser Fotografie sicherlich zur Königsklasse, denn ihr Flug ist weniger vorhersehbar als der vieler anderer Insekten. Aber auch an denen habe ich mich auch schon versucht z.B. https://makro-forum.de/viewtopic.php?p=998174#p998174 und hier.

Natürlich muss man bei der Fotografie aktiver Insekten die Maßstäbe etwas anders setzen, als bei einem Motiv in Kältstarre. Die optimale Bildgestaltung lässt sich vor Ort oft nur in gewissen Grenzen realisieren und ein nachträglicher Beschnitt ist daher oft hilfreich. Blende und Belichtungszeit müssen anders gewählt werden. Das Licht ist tagsüber natürlich auch anders. Ich denke dennoch, dass man auch hier bestimmte ästhetische Richtwerte versuchen kann einzuhalten (oder aber so gezielt mit ihnen zu brechen, dass es funktioniert, wofür es auch immer wieder Beispiele gibt). Es bringt ja nichts, wenn man eine Aufnahme erst schöndiskutieren muss, damit sie ankommt. Ein Bild sollte auch ohne viel Worte wirken können, immerhin ist ein Bild nunmal ein optisches Medium. Das kann durchaus auch mit einer zentralen Bildgestaltung oder technischen Mängeln noch funktionieren, z.B. wenn ein Bild eher die emotionale Seite eines Betrachters anspricht oder ein zentrales Thema im Bild hervorgehoben werden kann.

Liebe Grüße
Aj
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Schmetterlinge im Flug fotografieren

Beitragvon piper » 8. Apr 2019, 17:41

Hallo Steffen,

solche Flugstudien sind immer schwer zu fotografieren.
Ich habe den Falter auch noch nie im Flug hier gesehen
und freue mich über dein Bild die Beobachtung.

Ich fotografiere auch gern mal freihand, und einige andere User hier auch.
Für mmich haben viele Facetten der Fotografie ihre Berechtigung.
Ich mah ästhetische Bilder, kann mich aber auch sehr an
guten dokumentarischen Bildern erfreuen und wenn du dich umschaust, wirst Du hier
viele davon finden :-)
Liebe Grüße Ute

Die Freude am Kleinen ist die schwierigste Freude, denn es gehört ein großes Herz dazu.
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Schmetterlinge im Flug fotografieren

Beitragvon Corela » 19. Apr 2019, 11:48

Hallo Steffen,

für mich gilt immer: Nur wenn ich alle Methoden (Stativ, Freihand, Boden) anwenden kann, habe ich eine Wahl.
Auch den Spruch: Für Freihand sehr gut! Gilt für mich nicht. Entwede die Aufnahme ich gut oder nicht.
Auch Insekten im Flug stehen auf meiner Liste, Libellen kann ich, Schmetterlinge nicht.
Ich kann deine Freude über das Bild gerade von diesem Schmetterling nachvollziehen,
es ist für dich wichtig und von hohem dokumentarischem Wert.
lG
Conny


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„Die Abende im Garten sind so schön, daß ich mich nicht entschließen konnte, mich an den Schreibtisch zu setzen“ – Max Liebermann, 1911.

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