Seite 1 von 1

Wunder der Natur

Verfasst: 11. Aug 2008, 10:15
von Andreas Th. Hein
Biologie Unterricht !

Leucochloridium paradoxum ist ein parasitischer Saugwurm (Klasse der Trematoda, Unterklasse der Digenea), der zu den Plattwürmern (Plathelminthes) zählt. Während seiner Entwicklung, die über mehrere Stadien verläuft, bilden sich in den Fühlern des Zwischenwirtes, der Bernsteinschnecke (Succinea putris), farbig gebänderte und pulsierende Sporocysten, sogenannte „Fühlermaden“. Diese locken Vögel an, welche die Fühler fressen da sie diese für Würmer halten und hierdurch zum Endwirt des Parasiten werden.
Leucochloridium paradoxum lebt in der Kloake oder der Bursa fabricii (einem lymphatischen Organ) verschiedener Vogelarten. Die Eier des Saugwurms, die von einer harten Schale umgeben sind, gelangen mit dem Kot in die Umwelt.
Auf wassernahen Wiesen schlüpfen aus den Eiern durch Einwirkung von Feuchtigkeit Wimperlarven (Miracidien), die über die Haut in die Schnecke eindringen und diese somit infizieren. Die Larven wandern vom Verdauungstrakt der Schnecke in die Mitteldarmdrüse, wo sie sich in Cercarien verwandeln. Durch ungeschlechtliche Vermehrung entstehen hunderte von Cercarien, die sich in langen Schläuchen sammeln, den Sporocysten. Ein oder mehrere Sporocystenschläuche erstrecken sich durch den ganzen Körper der Schnecke bis in die Fühler. Hierdurch werden die Fühler riesenhaft vergrößert, es entsteht eine farbig gebänderte und pulsierende Fühlermade.
Die auffällige Farbe und Bewegung des Fühlers lockt Vögel an, die die Fühler als Nahrung ansehen. Aufgrund der Größe der Fühler ist die Schnecke nicht mehr in der Lage diese einzuziehen. Im Verdauungstrakt des Vogels entwickeln sich die Cercarien zu adulten Tieren. Diese vermehren sich in der Kloake sexuell und legen Eier, die wiederum über den Kot ausgeschieden werden. Quelle: Wikipedia

Foto ist natürlich nicht das highlight ,hat aber seltenheitswert. Ich habe darüber mal eine Doku im Fernsehen gesehen. Damals mal,als ich noch nicht fotografierte.:-)) Nun zum 1. mal in der Natur. Das sieht vielleicht komisch aus,wie die grünen Ringe sich immer hoch und runter bewegen. Nur dadurch bin ich auf sie aufmerksam geworden. Was bin ich denn für ein Vogel ?
Zur Entstehung: Ich suchte mir auf einer meiner zahlreichen Exkursionen, ein schattiges Plätzchen und fing an mein Lunchpaket auszupacken. Da sah ich etwas merkwürdiges ,was sich im Gras bewegte. Ich dachte ich trau meinen Augen nicht,was ich sah. Ich also die Kamera vom Stativ runter,auf dem Boden liegend 3 Fotos geschossen. Plötzlich brennende Schmerzen an beiden Unterarmen ,Brust und Bauch. Ich lag mitten in einem Ameisenhaufen. Als ich mich von den "nützlichen Tieren befreit hatte,fand ich die ca. 15mm große Bernsteinschnecke leider nicht wieder. Im nachhinein ärgere ich mich maßlos,nur dieses Foto mit den Überstrahlungen zu haben. Ich hoffe einige von euch trotzdem dafür zu begeistern,wie ich es selbst bin,nachdem ich erst später erfahren habe ,welches seltene Phänomen ich hier erwischt habe. LG Andreas

Verfasst: 11. Aug 2008, 10:42
von Magdalena Schaaf
Hallo Andreas,

danke für das Foto!
Von der Bernsteinschnecke, ihren Fühler und dem Parasit weiß ich schon länger, leider konnte ich noch nie eine infizierte Schnecke finden. Dabei such ich immer ganz genau, wenn ich Bernsteinschnecken sehe....
für die Schnecke ist das natürlich besser so, wenn sie hier nicht infiziert sind.

Dafür, dass Du im Ameisenhaufen liegen musstest, ist das Foto doch gut! Und für ein Dokufoto und diesem Seltenheitswert sowieso :)

Grüße,
Magdalena

Verfasst: 11. Aug 2008, 11:21
von Severus
Super. Ich finde die dokumentarische Aufgabe für einen Makrofotografen genauso wichtig wie die ästhetische.
Generell sind viele Parasiten-Kreisläufe super spannend, weil viele ihren Wirt so manipulieren, dass dieser vom nächsten Wirt gefressen wird. Man denke nur an den kleinen Leberegel, der im Zwischenwirt Ameise einen Mandibelkrampf bewirkt, so dass diese sie am Gras festbeißen und somit vom Endwirt Schaf aufgenommen werden :D

Vielen Dank für deinen Einsatz und das tolle Bild.

Verfasst: 11. Aug 2008, 16:42
von Frederik f56
Danke für diesen Informationsfluss. Für ein Naturmakroforum finde ich die dokumentarische Arbeit sehr wichtig.

Magna Cum Laude! Häte ich die Schnecke fotografiert, ich hätte gedacht, eine neue Art Bernsteinschnecke fotografiert zu haben.

Dankeschön!

FGruß
Fred

Verfasst: 11. Aug 2008, 16:53
von StefH
Irgendwann hatten wir schon mal so eine Schnecke hier im Forum... Wenn mir auch die Schnecke leid tut, interessant ist es allemal! Ich habe heute auch danach geguckt, aber keine gefunden.

Verfasst: 17. Aug 2008, 10:13
von Gabi Buschmann
Hallo, Andreas,

danke für die interessante Doku, das Bild ist doch sehr
aussagekräftig, der befallene Fühler schön zu sehen.
Der Preis für das Foto war ja recht hoch :) .

Gabi

PS: Habe mal gesucht nach der befallenen Schnecke, die Thomas
eingestellt hatte und bin fündig geworden, hier der Link:

http://www.makro-forum.de/fpost111419.html#111419

Verfasst: 5. Sep 2008, 21:15
von Andreas Th. Hein
Danke Gabi !

Dann brauch ich mich über das geringe Interesse nicht zu wundern. LG Andreas

Verfasst: 5. Sep 2008, 21:26
von Benny
hallo andreas,

schön dokumentiert.
Über diesen parasiet hab ich vor ein paar jahren auch mal was
im fernsehen gesehen. Ist schon eklig, aber trotzdem faszinierend was
sich die natur ausdenkt.

Verfasst: 5. Sep 2008, 21:45
von nurWolfgang
Hallo Andreas

klasse Aufnahme und Doku, diese Parasiten Kreisläufe sind echt faszinierend bis auf für die Betroffenen, aber Parasiten wollen halt auch leben. SO schlecht wie du die Aufnahme findest ist Sie doch gar nicht.

Gruß

Wolfgang

Verfasst: 20. Jun 2010, 10:00
von Alan
Hallo Andreas,

Danke Dir, wunderbar hast Du diesen sehr interessanten Parasiten
dokumentiert!

Und weil ich mich gerne daran erinnere, wie wir uns kurz
davor über diesen Parasiten unterhalten haben und Du dann
mit begeisterten Aufschrei tatsächlich einen Entdeckt hast, hänge ich
einfach mein Foto in ganz mieser Qualität mit ran.