Informationen des Fotografen: | Die Nadelholz-Säbelschrecke ist neben der Schwesternart, der Laubholz-Säbelschrecke sicher eine unserer schönsten und farbenprächtigsten Laubheuschrecken. Sie zählt, wie die leicht sichelartig gebogene Legeröhre der Weibchen zeigt, zu den Sichelschrecken unter den Singschrecken. Die osteuropäische Art erreicht in Deutschland ihre westliche Verbreitungsgrenze, lässt aber schon seit einigen Jahren eine deutliche Ausbreitungstendenz Richtung Westen erkennen. Vor noch nicht allzu langer Zeit wusste man noch nicht sehr viel über die Lebensweise der versteckt lebenden Heuschrecke, und so schrieb Bellmann noch 1985 in seinem Heuschreckenbuch: „Barbitistes constrictus ist bei uns sehr selten. Im Gegensatz zur Laubholz-Säbelschrecke ist diese Art ein ausgesprochener Nadelwaldbewohner“. Beide Aussagen muss man nach dem heutigen Kenntnisstand relativieren: Nachdem man begonnen hat, die Art, die einen sehr versteckten Lebenswandel führt (leiser Gesang, vorwiegender Aufenthalt in Baumwipfeln, Nachtaktivität, niedrige Populationsdichten), mittels Bat-detector aufzuspüren, konnte man registrieren, dass die Schrecke häufiger auftritt, als ursprünglich angenommen. So wird sie zwar deutschlandweit nach wie vor als selten betrachtet, aber sie wird in den Roten Listen Deutschlands und Bayern als ungefährdet eingestuft Trotzdem wird Constrictus weiterhin nur selten gesichtet werden, da sie sich meist oben in den Baumwipfeln aufhält. Lediglich nach Stürmen, starken Regengüssen oder am Ende ihres Lebens findet man hin und wieder z.T. geschwächte Einzeltiere, die sich in Bodennähe aufhalten. In den knapp 20 Jahren, in denen ich meinen Garten im Fichtelgebirge auch nach Heuschrecken absuche, konnte ich die Art zwar seit Einsatz des Bat-Detectors regelmäßig hören, aber nur rund zehn Sichtungen adulter Exemplare machen. Die Annahme, die Schrecke wäre generell an Nadelholz gebunden, hat sich mit der besseren Kartierung auch als nicht haltbar erwiesen. Vielmehr zeigt sie sich auch gerne in Mischwäldern und Gärten mit nur vereinzeltem Koniferenbestand. Dementsprechend besteht ihre Nahrung zwar hauptsächlich aus Nadeln von Fichten, Kiefern oder Lärchen, aber auch Blätter von Buchen und Birken stehen auf der Speisekarte. Schon lange weiß man, dass sich die Larven zu Beginn ihrer Entwicklung in der Kraut – und Strauchschicht aufhalten und auch das dort vorhandene Blattwerk fressen. In meinem Garten sitzen die Larven regelmäßig fast jedes Jahr auf einem Himbeerstrauch oder einer benachbarten niederwüchsigen Esche. Die Eiablage der Weibchen findet fast immer an Baumrinde statt. Dabei kann man sich leicht vorstellen, dass dieser Vorgang bei der verstecken Lebensweise nur selten im Freiland beobachtet, geschweige denn dokumentiert werden kann. Trotzdem vermutet man, schon geraume Zeit, dass die Eiablage zwar hauptsächlich an Nadelbäumen, aber durchaus auch an anderen Bäumen vollzogen werden kann. So beschreibt Stadler 1997 Birkenrinde als Ablagemedium und die Besiedelung von Mischwäldern lässt ja durchaus auch noch andere Baumarten in Betracht kommen. Letztlich lässt der Vorgang der Eiablage aber sicher auch noch die eine oder andere Frage offen und ihre fotografische Dokumentation im Freiland hat sicherlich Seltenheitswert. Von daher würde ich meine Beobachtung einer Eiablage in meinem Garten durchaus als bemerkenswert einstufen. Die Ablage erfolgte an einem alten, stark schräg stehenden Holunderstamm in etwa 50 cm Höhe. Der Vorgang dauerte etwa 10 Minuten an und das Einsenken des Legebohrers in die rissige Rinde wurde in dieser Zeit an zwei verschiedenen Stellen durchgeführt. Nach einem kurzen Fußmarsch zur naheliegenden Fichte, in deren Rinde aber keine Ablage erfolgte, kehrte das Weibchen wieder zum Holunder zurück um nochmals zwei Ablagen durchzuführen. Danach zog es sich am Holunder in größere Höhen zurück. Man kann vorsichtig daraus schließen, dass vorhandene Nadelbäume nicht immer die erste Wahl als Ablagemedium darstellen. |