Sympetrum meridionale - Südliche Heidelibelle

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Jürgen Fischer
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Sympetrum meridionale - Südliche Heidelibelle

Beitragvon Jürgen Fischer » 21. Jan 2021, 21:08

Hi liebe Makrofreunde,
bei meiner Exkursion zum Steppensee hatte ich ja schon erwähnt, dass ich zum ersten Mal die
Südliche Heidelibelle gefunden hatte. Ich habe sie auch mit einem Bild vorgestellt.
Bei Erstbegegnungen versucht man natürlich die neue Art mit mehreren Fotos zu dokumentieren,
und deswegen habe ich auch viel Zeit während der Exkursion mit der Beobachtung der "neuen" Art verbracht.
Hier also nun ein paar Infos aus dem Leben von Sympetrum meridionale:

( Die Infos wie immer in den Bildanlagen:)
Dateianhänge
Bild 1:
Im Juli, bei meinem ersten Besuch im Gebiet, fand ich sehr viele Tiere, die den Schlupf gerade hinter sich hatten,
also noch nicht ganz ausgefärbt waren. Mitte bis Ende Juli ist auch die Schlupfzeit in Süddeutschland, wobei die Daten hier noch sehr wenig aussagekräftig sind.
Die frisch geschlüpften Tiere sind natürlich wie meist bei Libellen, etwas unsicher zu bestimmen. Ich hielt sie Anfangs für vulgatum und wunderte mich über die frühe Schlupfzeit. Im Bild sieht man ein frisch geschlüpftes, unausgefärbtes Männchen. Zwei wichtige Merkmale sind zu sehen: Hell-dunkel gestreifte Beine, wobei der helle Anteil sehr groß ist. Dazu kaum eine Zeichnung an den Thoraxseiten, nur ganz dünne, kurze und schwache Linien.
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1 Sympetrum-meridionalec1200.jpg
Bild 2:
Auch die Frontale zeigt einen Unterschied zu vulgatum: Die schwarzen Linien zwischen Nase und Auge die bei vulgatum deutlich sind, sind bei meridionale kaum vorhanden, nur im oberen Bereich deutlicher.
Meridionale wird bei uns vielerorts noch als Irrgast oder Vermehrungsgast geführt. Die Fundorte in Bayern sind extrem selten, wobei sich die Art wohl im Zuge der Klimaerwärmung ausbreitet.
2 Sympetrum-meridionale120049.jpg (379.81 KiB) 1758 mal betrachtet
2 Sympetrum-meridionale120049.jpg
Bild 3 zeigt nun ein etwas älteres Männchen, die Ausfärbung hin zu einem kräftigeren Rot am Abdomen hat eingesetzt. In diesem Stadium sind die Tiere bereits deutlich scheuer als nach dem Schlupf. Die Fluchtdistanz liegt bei mehreren Metern. Hier wieder deutlich die hellen Beine zu erkennen und die geringen Zeichnungsanteile.
3 Sympetrum-meridionalek1200.jpg (535.47 KiB) 1758 mal betrachtet
3 Sympetrum-meridionalek1200.jpg
Bild 4 zeigt ein ausgefärbtes Männchen, die Flügelmale sind kräftiger rot als bei vulgatum, aber das ist kein hartes Merkmal. Die Verwechslung mit sanguineum ist wegen der Beinfärbung nicht möglich. Sanguineum hat schwarze Beine.
4 Sympetrum-meridionalex1200.jpg (657.4 KiB) 1758 mal betrachtet
4 Sympetrum-meridionalex1200.jpg
Bild 5:
Die älteren Weibchen werden nach und nach immer dunkler und die Unterscheidung von anderen gestreiftbeinigen Heidis noch etwas schwieriger. In dieser Phase sonnen sich die trächtigen Weibchen sehr gerne auf Steinen.
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Bild 6:
meridionale heißt ja südlich, oder auch aus dem mediterranen stammend. Das heißt auch, dass die Art sehr wärmetolerant ist. In den Tagen am Steppensee konnte ich nur einmal ein adultes Männchen beobachten, dass in die Obeliskenstellung ging um sich vor der Mittagshitze zu schützen. Die Tiere gehen ja lieber in diese Hitzestau vermeidende Position, als sich in den Schatten zurückzuziehen.
Das würde die Sonnenanbeter einfach zu viel Energie kosten.
6 Sympetrum-meridionalef1200n.jpg (442.07 KiB) 1758 mal betrachtet
6 Sympetrum-meridionalef1200n.jpg
Bild 7:
Die Paarung beginnt wie bei allen Großlibellen damit, dass das Männchen seine Hinterleibsanhänge am Hinterkopfrand des Weibchens fest verankert. Ist diese Tandemstellung mal erreicht, dauert es nicht mehr lang bis zum Paarungsrad. Im Tandem fliegen die Beiden oft knapp über dem Boden, ab und an, so wie im Bild hängen sie auch ruhend an Halmen.
7 Sympetrum-meridionaler12005.jpg (504.48 KiB) 1758 mal betrachtet
7 Sympetrum-meridionaler12005.jpg
Bild 8 + 9:

Die Paarung der Südlichen findet zumindest in unseren Breiten, vorwiegend in den heißesten Stunden das Tages ab. Das Paarungsrad wird meistens nicht allzu lange eingenommen, die Tiere sind dabei auch gut aufgewärmt und relativ scheu. Stört man sie nicht, bleiben sie mindestens 10 Minuten zusammen, trenne sich dann oder suchen einen anderen Ansitz auf.
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siehe Bild 8
9 Sympetrum-meridionalerad-12.jpg (608.29 KiB) 1758 mal betrachtet
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Bild 10:

Die Eiablage erfolgt dann wieder wie bei anderen Heidis auch im Tandem. Dabei fliegt das Päärchen meist recht tief über die potenziellen Ablageplätze. Sie suchen dabei sehr lange und anscheinend gründlich den Boden ab um geeignetes Tarrain zu finden. Am liebsten legen sie in kleine, flache, zwischen den Pflanzen liegende Wasserflächen ab.
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10 Sympetrum-meridionaleh1200.jpg
Bild 11:
Bei der Ablage selbst wippt das Pärchen schnell auf und ab und das Weibchen wirft dabei jedesmal ein Ein auf den Boden. Die Tandemstellung verhindert dabei, dass das Weibchen von anderen Freiern belästigt wird.
11 Sympetrum-meridionale120050.jpg (359.44 KiB) 1758 mal betrachtet
11 Sympetrum-meridionale120050.jpg
Bild 12:

Selten sieht man ein Weibchen allein bei der Eiablage, so wie in diesem Bild. Die Eier sieht man am Hinterleib austreten.
Man kann aber im Normalfall davon ausgehen, dass sich das Männchen in unmittelbarer Nähe befindet um das Weibchen zu bewachen.
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Bild 13:
Eine Beuteszene kann ich nur in leicht abgespeckter Form zeigen. Hier frisst ein Weibchen eine Mücke oder ähnliches.
Leider kam ich bei der Szene ein paar Minuten zu spät. Aber man sieht hier ganz gut, dass die Legeröhre des Weibchen nur ganz wenig vom Hinterleib absteht. Bei vulgatum steht sie ja fast senkrecht ab, bei striolatum nicht ganz so steil. Schön sind hier nochmal die sehr hell wirkenden Beine zu sehen.
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Bild 14:

Meridionale ist ja dafür bekannt, dass sie häufig von einer Wassermilbenart mit dem Namen Arrenurus papillator befallen ist. Die Larve dieser Milbe sind rundlich, tiefrot und sitzen bevorzugt in den Adern der Flügel.
In der AG haben wir ein tolles Bild dieser Situation. Leider war meine Beispiellibelle etwas schwach bestückt mit Larven, aber immerhin, ein wenig
14 Sympetrum-meridionale--r-58.jpg (306.41 KiB) 1758 mal betrachtet
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Bild 15:
Diese Aufnahme hab ich mit rein genommen, weil sie mir einfach gefällt. Das adulte Männchen saß ca 2 Meter hoch und es war nur ein Bild von unten gegen den Himmel möglich.
Meine Bemühungen um eine gute Perspektive belohnte die Libelle damit, dass sie ihren Kopf einige Male zu mir runter dreht, wohl um zu sehen, was da unten abgeht.
Ein schöner Blickkontakt zum Ausklang der kleinen Doku!!
15 Sympetrum-meridionalew12005.jpg (456.22 KiB) 1758 mal betrachtet
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