Der Tanz der Feen

Interessante Beobachtungen aus dem Leben unserer Makromotive oder unserer Naturmotive mit dokumentarischem Charakter
Ajott
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Der Tanz der Feen

Beitragvon Ajott » 23. Jan 2016, 13:29

Hallo zusammen,

durch die Wüste sind wir ja noch lange nicht durch.
Das heutige Wüstenleben ist eigentlich ein Rätsel - und zwar eines, welches noch auf Lösung wartet.
Ein faszinierendes Phänomen in Namibia sind die sogenannten Feenkreise (nicht zu verwechseln mit
Hexenkreisen hierzulande, auch wenn eine gewisse Ähnlichkeit besteht). Es handelt sich dabei um
annähernd kreisrunde auffällig bewuchsfreie Flächen, ofmals durch einen Ring stärkeren Bewuchses
begrenzt.

Da mein Bild vom Boden aus nur einen sehr kleinen Einblick bieten kann möchte ich ans Herz legen
kurz diesem Link zur Ergebnisseite einer Google-Bildersuche zu folgen um euch einen besseren
Eindruck davon machen zu können, welche Dimensionen dieses Phänomen annehmen kann:
klick

Diese Feenkreise haben eine Lebenszeit von etwa 30 bis 60 Jahren bevor sie zuwachsen. Der Vergleich
von Luftaufnahmen machte deutlich, dass auch neue Feenkreise regelmäßig entstehen.

Über die Ursachen dieser Feenkreise wurde und wird viel spekuliert.
Das Volk der Himba sieht in diesen Strukturen Fußspuren eines Gottes. Neupopuläre Ideen schließen
den Einfluss von Aliens nicht aus.
Abseits der Mythologie hat auch die Wissenschaft einige Theorien entwickelt.
Ameisen waren im Verdacht, die in einem Umkreis um ihr Nest herum alles fressbare absammeln und
damit Einöde hinterlassen. Es wurde spekuliert das sterbende und letztlich verrotende
Wolfsmilchgewächsen den Boden mit ihren Zersetzungsüberresten quasi vergiften und damit das Leben
für eine gewisse Zeit auf diesem Boden unmöglich machen. Oder Kohlenwasserstoffe würden aus tieferen
Erdschichten nach oben dringen und damit alles Leben in einem Radius abtöten.
Eine der aktuellsten und nachvollziehbarsten Spekulationen ist die Theorie, dass Sandtermiten
(Psammotermes allocerus) dafür verantwortlich sind. Problematisch ist jedoch unter anderem, dass
Feenkreise auch in Gebieten auftauchen, in denen die Art gar nicht existiert. Eine konkurrierende
Theorie beschreibt die Feenkreise als natürliche Muster die aus der Konkurrenz verschiedener
Grasarten entstehen.

Das Umweltforschungszentrum hat dazu eigene
Forschungen
angestellt.

Aber beschäftigt man sich näher mit der Sachlage wird man feststellen, dass zum jetztigen Zeitpunkt
keine der Theorien stichfest ist und die Existenz dieser Feenkreise der Wissenschaft bis heute
Rätsel aufgibt. Irgendwann werden diese sicherlich auch gelöst, aber bis dahin bleiben Feenkreise
ein ungelöstes Phänomen der Natur.

liebe Grüße
Aj




Die Ganze Reihe:
Teil I,
Teil II
1. Intermezzo
Teil III
Teil IV
Teil V,
Teil VI
Teil VII
2. Intermezzo
Teil IIIV
Teil IX
Dateianhänge
Kamera: Canon EOS 600D
Objektiv: EF-S18-55mm f/3.5-5.6 IS II @ 18mm
Belichtungszeit: 1/1250
Blende: f/9.0
ISO: 200
Beleuchtung: Sonne
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG):
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Hoehe):
Stativ: keins
---------
Aufnahmedatum: 16.10.2015
Region/Ort: Namibia/Afrika
vorgefundener Lebensraum: Schotterwüste
Artenname: Fairy Circle / Feenkreis
NB
sonstiges: Durchmesser etwa 4m und damit ein eher kleineres Exemplar, im Hintergrund sind noch ein paar kleinere zu erkennen.
fairy circle01makro.jpg (474.64 KiB) 1453 mal betrachtet
fairy circle01makro.jpg
Wer an allem zweifelt sollte darauf achten, dass gesunde Skepsis nicht bald zur blinden Paranoia wird.
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Beitragvon Gabi Buschmann » 23. Jan 2016, 14:19

Hallo, Anja,

sehr interessant, davon habe ich noch nie gehört. Dein Bild zeigt das
sehr schön, eine richtige Vorstellung dieses Phänomens kann man sich
aber in der Tat nur machen, wenn man deinem Link folgt. Manche
Gegenden sind ja regelrecht übersät mit diesen Feenkreisen. Spannend
auch, dass es noch keine wissenschaftliche Erklärung dafür gibt.
Vielen Dank fürs Zeigen und deinen wieder sehr informativen und
unterhaltsam lesbaren Text.
Liebe Grüße Gabi
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Beitragvon Sven A. » 23. Jan 2016, 19:04

Moin Anja,
die möchte ich auch mal sehen!
Da haben sich schon viele die Zähne dran ausgebissen und es ist erstaunlich,
dass in unserer heutigen Zeit, das Phänomen noch immer nicht sicher geklärt werden konnte.
Im letzten Jahr war auch ein Artikel im SdW, glaube ich zumindest, sollte ich nochmals hervorkramen.
Eine spannende Sache. Was an deinem Bild schon mal auffällt, ist die Aufgeräumtheit im Feenkreis,
während rundherum viele Steine liegen. Das würde mehr für die Termiten sprechen, denn Gräser räumen selten auf :DD
Danke für deine spannende Doku

Viele Grüße
Sven
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Beitragvon HST » 23. Jan 2016, 19:39

Hallo Anja,

danke für diese Doku/Info, tolles Bild auch beeindruckend diese leere Weite!

Viele Grüße
Siegfried
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Beitragvon makrolino » 24. Jan 2016, 01:09

Hallo Anja,

ich mag deine bebilderten Berichte total gern. Du hälst in deinen Beiträgen
viel Wissenswertes bereit und untermauerst alles mit schönen Fotos.
Das mit den Feenkreisen war mir bekannt, trotzdem verliert dieses Phänomen
irgendwie nie seinen Reiz - vielleicht weil es bisher ungelöst ist.
Beim Betrachten deiner Aufnahme fiel mir, so wie Sven auch, die Sauberkeit
in dem Kreis auf. Da drinnen sieht es aus, als hätte jemand gekehrt. Ich bin
gespannt, was des Rätsels Lösung ist, wenn es irgendwann gelüftet wird.

Vielen Dank auch für diesen Reise-Beitrag !!
Liebe Grüße,
Inka
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Beitragvon Ajott » 24. Jan 2016, 12:23

Hallo zusammen,

man muss aufpassen, dass man Ursache und Wirkung nicht verwechselt. Eine Sache, die den
Termitentheoretikern vorgeworfen wird. Nur weil dort Termiten vorkommen bedeutet das nicht zwingend,
dass sie die Ursache für das Phänomen sind. Gut möglich, dass sie nur Nutznißer sind, die vom
dichteren Grasbewuchs am Ring der Feenkreise profitieren und sich dort einnisten. Also gut möglich,
dass Termiten die Kreise freiräumen von essbarem "Unrat", ohne dass sie die ursache für
die Entstehung der Kreise sind.
Eine andere Theorie die mir dazu einfällt ist der Wind. Dort ist es an vielen Tagen im Jahr sehr
windig. Offene Flächen, die bis mehr als 10m Durchmesser haben können, können leicht von allem was
zu leicht ist um Stand zu halten freigeweht werden, während sich es sich im umliegenden Bereich an
Grasstumpen und ähnlichem schnell wieder verfängt. Man muss auch im Kopf behalten, dass dort nicht
immer nur Grasstumpen stehen sondern hin und wieder dieser Bereich einer großen Wiese ähnelt, wenn
es mal Niederschlag gab. Insbesondere dann sind natürlich die freien Flächen deutlich windanfälliger
als Flächen die dicht mit Gräsern bestanden sind. Übrigens nutzen auch Tiere gerne die Feenkreise
als Sandbäder.. wenn so ein Zebra sich dort wälzt werden größere Kiesel und Steine vielleicht aus
dem Kreis gekickt oder tiefer in den Staub befördert.. da keine Wurzeln sie wieder nach oben holen
dort, wären sie damit auch erstmal außer Sicht. Daher war auch früher die Idee verbreitet, dass
wälzende Tiere die Feenkreise erst schaffen. Aber auch hier handelt es sich um eine Verwechslung von
Korrelation und Ursache und diese Theorie hält heute nicht mehr Stand.

...vermutlich sind meine spontanen Hirngespinste auch leicht auszuschließen. Was ich damit nur
zeigen will ist, dass es oft nicht so leicht und eindeutig ist, wie es für einen erscheinen mag.
Viele Dinge, insbesondere wenn man im Feld arbeitet, lassen sich sehr verschieden interpretieren.
Feldstudien sind lebensnaher aber auch schwieriger zu interpretieren, weil man keine Parameter
gezielt beeinflussen kann und dadurch viel mehr Ursachen in Frage kommen als im Labor. Nicht umsonst
rätseln die Wissenschaftler nach so vielen Jahren immernoch daran herum. :-)

Im übrigen finde ich es spannend, dass einige von euch das Phänomen kannten. Mir war das tatsächlich
nicht bekannt bevor ich es selbst gesehen habe und freundlicherweise von unserer einheimischen
Begleitung darauf und auf die Kontroverse darum hingewiesen wurde.

liebe Grüße
Aj
Wer an allem zweifelt sollte darauf achten, dass gesunde Skepsis nicht bald zur blinden Paranoia wird.
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Beitragvon nurWolfgang » 24. Jan 2016, 14:13

Hallo Anja

Das ist doch klar das da keiner drauf kommt, der Name ist falsch, das sind Troll
Kreis, denn immer wenn sich ein Troll hin hockt und einen fahren läst wächst da
für ein paar Jahre nix mehr :)

Wenn es mal wieder schwierige Rätzel gibt einfach fragen

Gruß

Wolfgang
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Beitragvon Werner Buschmann » 24. Jan 2016, 17:54

Hallo Anja,

ein spannendes Bild mit einer interessanten Fragestellung.
Bin gespannt, wann eine haltbare Theorie aufgestellt wird.
________________
Liebe Grüße, passt auf Euch auf und vergesst das Lächeln nicht!
Werner
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im Forum gezeigten Bilder.
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Beitragvon Frank Ingermann » 24. Jan 2016, 18:23

Hi Anja,

prima Fortsetzung Deiner Wüsten-Serie, die mMn auch gut in's Naturbilder-Forum
gepasst hätte.

Dank Deines (wie immer sehr informativen!) Begleittextes ist aber schon klar,
warum es hier im Doku-Forum steht.

Interessant, dass die Entstehung dieser Strukturen immer noch nicht geklärt ist -
die Termiten-Theorie fällt für mich eig. schon durch, wenn es die Strukturen auch
da gibt, wo keine Termiten zu finden sind... bin gespannt, ob es da eine endgültige
Aufklärung zu gibt.

Immerhin können wir die Entstehung des Universums erklären, da sollte man doch
meinen, dass dies hier ein eher "einfaches" Rätsel ist... ;)

lg, Frank
Die Tanzenden wurden für verrückt gehalten von denjenigen, die die Musik nicht hören konnten (F. Nietzsche)
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Beitragvon schika » 24. Jan 2016, 19:16

Hallo Anja,

wieder einmal eine tolle Fortsetzung deines Urlaubes mit wieder ganz andere
Sicht auf die Wüste. Diese kleinen Geheimnisse, die es auf der Welt noch gibt,
versetzen mich in einen leichten Rausch. Danke für deine genauen Erklärungen und
die verschiedensten aufgestellten Thesen.
Liebe Grüße
Kathi

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