Zur Sensorik der Libellen

Interessante Beobachtungen aus dem Leben unserer Makromotive oder unserer Naturmotive mit dokumentarischem Charakter
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jo_ru
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Zur Sensorik der Libellen

Beitragvon jo_ru » 4. Sep 2024, 21:19

Liebe Makro-Freunde,

neulich hatte ich unter

viewtopic.php?f=141&t=177099

eine SW-Aufnahme eines Libellenflügels - von einem frisch geschlüpften,
noch nicht ausgehärteten Spitzenfleck - gezeigt.

Dabei stellte Christine eine sehr interessante Frage:

Harmonie hat geschrieben:Quelltext des Beitrags Weißt du, was diese kleinen schwarzen Punkte entlang einzelner
Linien für eine Bedeutung haben?


und ich antwortete Ihr das unten Stehende.
Gabi schlug vor, diese interessante Angelegenheit doch in den Naturbeobachtungen zu erzählen,
was ich hiermit mache. Ich stelle dazu die farbige Version des vor dem SW-Bild gemachten Bildes.

Hallo Christine,

da hast Du eine ausgezeichnete Frage gestellt, und sie scheint sehr aktuell.

Es ist bspw. gerade im Juni eine sehr interessante wiss. Arbeit zum Thema erscheinen (M.J. Uhren et al., AnnNYAcad Sci. 2024;1536:107–121.)
Ohne zu sehr in die wissenschaftlichen Details zu gehen, hier die Erklärung:
Es handelt sich um Elemente der Sensorsysteme der Flügel. Speziell dürften es insbesondere sog. "briste-bump-complexes" sein, von denen wir in diesem Maßsstab
wohl speziell die Hügel, die "bumps", wahrnehmen, neben denen dann die einzelnen "bristles" also Härchen stehen. Oder sind es doch die Härchen, die wir erkennen?
Diese Hügel sind etwa so breit, wie ein menschliches Haar dick (nicht ganz, ca 50 Mikrometer), die Härchen etwa halb so lang (25 Mikrometer).
Die Hügel schatten den Luftstrom so ab, dass die Härchen von der Richtung abhängig Luftströmungen detektieren können, die wiederum über die Nervenbahnen in den Flügeladern weitergeleitet und dann verarbeitet werden,
um eine Regelung der Flugdynamik abhängig von den so verfügbaren Messungen der äußeren Bedingungen vornehmen zu können. Hoch spannend das Ganze!


Wer genau hinsieht, der kann auch am Körper solche Punkte erkennen.
Dateianhänge
Kamera: Canon EOS 80D
Objektiv: Canon EF100mm f/2.8L Macro IS USM @ 100mm
Belichtungszeit: 1/100s
Blende: f/13
ISO: 640
Beleuchtung: ML
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG): RAW
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Hoehe): Ausschnitt
Stativ: Rollei CT-5A
Infos zu Multishot-Techniken (z.B. Stack, HDR, Stitch): -
---------
Aufnahmedatum: 11.05.2024
Region/Ort: Saarland
vorgefundener Lebensraum: Wegrand, Bach
Artenname: s.o.
NB
sonstiges:
IMG_2607_ctrs.JPG (870.37 KiB) 532 mal betrachtet
IMG_2607_ctrs.JPG
Gruß Joachim

Alle meine Bilder stehen grundsätzlich für das Artenportal zur Verfügung - ein kurzer Hinweis genügt.
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Beitragvon HärLe » 4. Sep 2024, 21:31

Hallo Joachim,

das nötigt mir Ehrfurcht vor der Natur ab. Grandios.

Gruß Herbert
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Beitragvon Christian Zieg » 5. Sep 2024, 06:30

Hallo Joachim,

Das ist eine interessante Erklärung der kleinen Dinger. Und es zeugt, wie toll die Evolution gearbeitet hat.
Wenn ich davon ausgehen, dass Mutationen zu solchen Lösungen geführt habe, dann kann man
hier wohl davon sprechen, dass Perfektion ein Ziel war und wahrscheinlich noch ist, da Evolution ja
hier nicht endet, sondern ständig weiter schreitet.

Vielen Dank für die Erörterung.

Liebe Grüße
Ihr findet meine Fine-Art Bilder bei einem zu einem "sozialen Netzwerk" gehörigen Bilder-Netzwerk, mit meinem Namen, der meinem Usernamen hier entspricht, nachdem ein Punkt kommt und dann das Wort "fineart"

Schaut mal rein auf die Webseite des Fotoclubs meiner Heimat im Odenwald. www.fotoclub-reichelsheim.de

Die Möglichkeiten der deutschen Grammatik können einen, wenn man sich darauf, was man ruhig, wenn man möchte, sollte, einlässt, überraschen
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Zur Sensorik der Libellen

Beitragvon Gabi Buschmann » 5. Sep 2024, 10:36

Hallo, Joachim,

danke, dass du das hier zeigst und die
Erläuterung bringst. Das ist so spannend
und faszinierend, dass ich hoffe, dass
möglichst viele das lesen.
Liebe Grüße Gabi
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Zur Sensorik der Libellen

Beitragvon rincewind » 7. Sep 2024, 22:36

Hallo Joachim,

super interessant .
Wenn man bedenkt welche Datenmenge bei so vielen Sensoren in Echtzeit verarbeitet werden muß und mit
welchen geringem Energieaufwand die Natur das auf kleinstem Raum schafft, das ist schon beeindruckend.
Da ist die menschliche Technik noch längst nicht.

LG Silvio
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Beitragvon piper » 13. Sep 2024, 12:23

Hallo Joachim,

vielen Dank für die interessanten Informationen.
Wieder etwas gelernt!
Liebe Grüße Ute

Die Freude am Kleinen ist die schwierigste Freude, denn es gehört ein großes Herz dazu.
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Beitragvon klaus57 » 13. Sep 2024, 16:58

Hi Joachim,
das ist wieder mal eine Info...da sieht man was es so alles gibt auf dieser Welt was viele
oder die meisten Menschen nicht wissen...danke!
L.g.Klaus

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